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DIE VIELFALT DER EGEL

Es gibt über 600 Egelarten auf unserer Erde. Sie haben mit 450 Millionen Jahren eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich und sind somit zum Beispiel deutlich älter als Dinosaurier. Überlebt haben Blutegel, weil sie sich sehr differenziert an ihre jeweiligen Lebensräume angepasst haben. So konnten sich die ersten Arten noch nicht mit Blut von Wirbeltieren ernähren, da diese und erst recht die Säugetiere, erst Millionen Jahre später auftauchten. Das äußere Erscheinungsbild der Medizinischen Blutegel variiert in faszinierender Weise. Es gibt Arten mit einer sehr hellen, gelblichen Haut, die eine unauffällige Rückenzeichnung tragen, andere sind eher mittel- bis dunkelgrün, oft mit ausgeprägten orangen Mustern und zwei seitlichen hellen „Rallystreifen“, wieder andere sind auf dem Rücken fast schwarz.

Die Bauchzeichnung unterscheidet sich ebenfalls. Manche Arten sind gleichmäßig hell-olivgrün, andere haben deutliche dunkle Flecken oder sind auch fast schwarz. Zoologisch handelt es sich um verschiedene Arten.

Unter dem Begriff „medizinischer Blutegel“ wurden die drei Arten Hirudo medicinalis, Hirudo orientalis und Hirudo verbana ursprünglich als Farbvariationen derselben Art, „Hirudo medicinalis“, zusammengefasst. Heute können die medizinischen Blutegel aufgrund molekularbiologischer Daten sicher in diese drei Arten unterschieden werden. Eine Unterscheidung anhand des Färbemusters ist ebenfalls möglich. Blutegel sind protandrische Zwitter. Jeder Egel weist weibliche und männliche Geschlechtsorgane auf. An der Paarung sind zwei Tiere beteiligt, die sich gegenseitig befruchten. Wenige Wochen, bis zu einem Jahr nach der Befruchtung legt jeder Blutegel 3 bis 5 Kokons im feuchten Boden ab. Darin befinden sich jeweils 5 bis 25 Eier. Nach einer Entwicklungszeit von 5-9 Tagen sind alle Organe im Embryo ausgereift und die Larven beginnen sich vom Albumin im Kokon zu ernähren. Noch dort durchlaufen sie ihre vollständige Metamorphose. Nach ca. 30 Tagen verlassen die Jungtiere den Kokon und nach ca. 3 Jahren werden die Tiere geschlechtsreif und sind mehr als 20 Jahre lebensfähig.

Alle Arten der Gattung Hirudo sind Ektoparasiten und ernähren sich von Blut. Die Jungtiere nutzen in der ersten Lebensphase überwiegend Amphibien als Nahrungsquelle während die adulten Tiere vorwiegend Vögel und Säugetiere parasitieren. Zum Auffinden von Wirtstieren nutzen Blutegel Foto-, Thermo- und Chemorezeptoren, die sich am vorderen Saugnapf des Egels befinden. Nimmt der Blutegel Wasserbewegungen, Vibrationen oder sich verändernde Lichtverhältnisse innerhalb seiner Umgebung wahr, schwimmt er gerichtet zur möglichen Nahrungsquelle. Befindet sich der Egel bereits in der Nähe des potenziellen Wirtes nimmt er dessen Körpertemperatur wahr.

 
Behandlung Blutegel Knie
WAS PASSIERT BEI EINEM BLUTEGELBISS?

Der Biss eines Blutegels ist nur selten schmerzhaft. Dies ist verständlich, denn Egel haben in der freien Natur kein Interesse daran, bemerkt zu werden, wenn sie ihren Wirt als Futterquelle nutzen. Drei sternförmig angeordnete Kiefer mit jeweils ca. 80 Kalkzähnchen schneiden sich vorsichtig durch die Haut, um zum Blut, also ihrer Nahrungsquelle zu gelangen. Zwischen den Kalkzähnchen sind Öffnungen, durch die der Blutegelspeichel (Saliva) mit dessen Inhaltstoffen abgegeben wird.